Köln (ots) –
Normalerweise steht der Kölner Fashion-Store Simon und Renoldi allen modebewussten Frauen offen, die nach stilvoller First-Fashion von unabhängigen Designerlabels suchen. Am Donnerstagabend (9. November) öffneten sich hier jedoch die Ladentüren exklusiv für Gäste eines Mode-Events der besonderen Art: Zusammen mit dem Hamburger Altkleider- Startup TEXTILTIGER wurden Vertretende der Textilbranche unter dem Motto „Textile Zukunft gestalten“ zum Panel Talk über Konzepte und Lösungsansätze für eine nachhaltige Modeindustrie geladen.
Im Zentrum des Events stand die Frage, wie sich eine Circular Fashion – also eine Kreislaufwirtschaft für Kleider – etablieren ließe. Wie das konkret aussehen kann, zeigten die Models in First- und Second-Fashion auf dem Laufsteg. TEXTILTIGER gab mit dem Event zugleich seinen Einstand in Köln. Bislang war das Startup in Hamburg und München aktiv.
Auf dem Programm stand zunächst ein sechsköpfiger Panel-Talk. Neben TEXTILTIGER-Projektleiter Jan Mauch und den beiden Ladeninhaberinnen Leonie Stockmann und Olivia Zirkel nahmen die Designerin Alexandra Biron von Curland (VONBIRON) sowie die Mode-Redakteurin Andrea Steiner daran teil.
„Unser Ziel ist es, einen Wandel sowohl bei den Konsumentinnen und Konsumenten als auch in der Textilbranche anzustoßen“, erklärt Jan Mauch. „Die Textilindustrie ist für zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. In Deutschland fallen jährlich ca. eine Million Tonnen an Altkleidern an und in der EU sind es sogar 5,8 Millionen Tonnen. Etwa 65 Prozent davon werden nicht korrekt entsorgt und somit auch nicht recycelt. Das heißt, jede Menge tragbare und auch hochwertige Kleidung landet einfach in der Müllverbrennung statt im Kleiderschrank.“ Um das zu verhindern, betreibt TEXTILTIGER einen klimanfreundlichen kostenlosen On-demand-Abholservice für Altkleider. Die abgeholten Kleidungsstücke kommen anschließend zu einem Recycling-Partner, der diese weitervermarktet oder bei schlechtem Zustand zu Recyclingprodukten weiterverarbeitet.
Um eine nachhaltige Modeindustrie – bestenfalls eine Circular Fashion – zu etablieren, sei laut Jan Mauch die Beteiligung von Herstellern, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Recyclern gefragt: „Wir brauchen zunächst hochwertigere Produkte für längere Lebenszyklen. Hersteller sollten außerdem schon im Design- und Herstellungsprozess mit Recyclern zusammenarbeiten und recyclingfähige Materialien verwenden. Auf Recycler-Seite braucht es wiederum mehr innovative Sammelsysteme wie TEXTILTIGER sowie neue Recyclingtechnologien, um eine skalierbare Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie zu ermöglichen. Nicht zuletzt stehen auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Verantwortung, weniger Neuware zu konsumieren, besser mit ihrer vorhandenen Kleidung umzugehen und nicht mehr benötigte Stücke in den Textilkreislauf zurückzugeben.“
Auch Simon und Renoldi möchten ihren Beitrag zu einem nachhaltigeren Umgang mit Textilien leisten. „Wir legen großen Wert auf ein qualitativ hochwertiges Angebot und somit auf die Langlebigkeit unserer Produkte“, betont Co-Inhaberin Leonie Stockmann. „Das grenzt uns von der Fast Fashion Industrie deutlich ab. Mit der Ausrichtung des Events möchten wir einmal mehr das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Mode schärfen und die Vielschichtigkeit des Themas aufzeigen.“
Der Fashion-Store hat im vergangenen Jahr die Aktion „S&R Pre-loved“ ins Leben gerufen. Dabei wurden Stammkundinnen darum gebeten, ihre Kleiderschränke auszumisten und gut erhaltene Teile bei Simon und Renoldi vorbeizubringen. Anschließend wurden diese an einem besonderen Second-Hand-Aktionstag verkauft. Viele Styles fanden so eine neue Trägerin.
Auch die Mode-Redakteurin Andrea Steiner ist klare Befürworterin solcher Aktionen: „Second- Hand-Kleidung muss absolut kein Kompromiss in Sachen Qualität, Langlebigkeit oder Stil sein – ganz im Gegenteil. Vintage-Stücke sorgen für Abwechslung im Kleiderschrank und können zu nachhaltigen Eyecatchern werden.“
Zu besagter Vielschichtigkeit des Themas „nachhaltige Mode“ gehören allerdings auch zahlreiche Hürden. Die Verfügbarkeit von Stiloptionen, die Schnelllebigkeit von Modetrends, die Komplexität von Beschaffung und Lieferketten, Widersprüche zwischen Nachhaltigkeit und den Erwartungen der Konsumentinnen und nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit des eigenen Ladens – all das seien laut Leonie Stockmann Hindernisse, die einer hundertprozentigen Green Fashion auf Verkäuferseite entgegenstünden. Die Chance den Markt nachhaltig auszurichten, sieht Alexandra Biron von Curland vor allem bei den Produzenten, die Nachhaltigkeit bei der Herstellung priorisieren sollten. Hier sei es laut der Designerin besonders wichtig, in enger Absprache mit Konsumentinnen und Konsumenten zu treten und Aufklärung zu betreiben.
Im Anschluss an den Panel Talk präsentierten drei Models verschiedene Looks, die Alt und Neu miteinander vereinten. Für das Neue standen hier vor allem hochwertige und schlichte Kleidungsstücke des Modelabels iheart von Alexandra Kiefermann. Diese wurden mit Stücken von Alexandra Biron von Curland kombiniert. Die VONBIRON-Teile erschufen dabei nicht nur in dieser Kombination eine Fusion aus Alt und Neu. Alexandra Biron von Curland kreiert hochwertige Unikate aus Altkleidern und Reststoffen und führt diese wieder in den Marktkreislauf zurück. Da sie umweltbewusst mit der Bahn anreiste, musste sie sich auf das beschränken, was sie tragen konnte und brachte nur eine kleine Auswahl ihrer Kollektion mit.
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Quelle: ots