Wien (ots) –
Die Kunstwerke – darunter herausragende Exponate von Schiele, Gerstl, Koller-Pinell, Blau-Lang oder Kolig – stellen eine essenzielle Ergänzung der Sammlung dar
Im Laufe einer vierzigjährigen, leidenschaftlichen Sammeltätigkeit ist es einem niederösterreichischen Ärztepaar gelungen, einen außergewöhnlichen Bilderschatz zusammenzutragen. Der Schwerpunkt der Kollektion liegt auf der Kunst der österreichischen Moderne. Das Leopold Museum freut sich außerordentlich über die großzügige Donation, welche die Sammlung nun um 37 Werke von 24 Künstler*innen bereichert. Es handelt sich bei den Exponaten größtenteils um Gemälde, aber auch Aquarelle und Zeichnungen sind Teil des Konvoluts.
Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger, der in den letzten Jahren eine vertrauensvolle Beziehung zu den Schenkenden aufbauen konnte, bemerkte anlässlich der wertvollen Schenkung: „Es ist großartig auf Menschen zu treffen, die ihre Sammelleidenschaft als Lebenswerk begreifen und sich dafür entscheiden, ihre Kollektion der Öffentlichkeit durch eine Schenkung zugänglich zu machen. Dies deutet auf ein ausgeprägtes philanthropisches Wesen der Donator*innen hin und passt in diesem speziellen Fall besonders gut zu einer vom ärztlichen Ethos geleiteten Vorstellung der Conditio humana als Grundbedingung menschlichen Lebens und Handelns. Diese Schenkung stellt eine essentielle Bereicherung unserer Sammlungsbestände dar und bedeutet zugleich die Verpflichtung zur Erfüllung der vornehmsten Aufgabe musealer Arbeit: die Werke zu bewahren, zu erforschen und unserem Publikum zu vermitteln.“
Die Neuzugänge fügen sich wunderbar in das Sammlungsprofil des Leopold Museum ein und stammen überwiegend von Künstler*innen, von denen sich bereits wichtige Exponate im Leopold Museum befinden. Die Werke dieser Schenkung in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages werden künftig im Rahmen der permanenten Sammlungspräsentation sowie punktuell im Zuge von Sonderausstellungen zu sehen sein.
Expressionismus: Schiele, Gerstl, Kokoschka
Von Egon Schiele, einem der wichtigsten österreichischen Expressionisten, von dem das Museum die weltweit größte und bedeutendste Sammlung besitzt, stammen zwei Ölgemälde: Ein 1907 entstandenes Selbstporträt, das den jungen Künstler mit langem Haar zeigt sowie ein Porträt von Schieles Onkel Leopold Czihaczek aus demselben Jahr. Ebenfalls Teil der Schenkung sind drei Schiele-Arbeiten auf Papier. Mit der Zeichnung Mädchen mit Haarmasche (1909), dem Aquarell Schwangere (1910) und einem weiblichen Akt aus dem Jahr 1917 sind Arbeiten aus wichtigen Schaffensphasen des Künstlers vertreten. Das Interieur mit Thonetstuhl schuf der bahnbrechende Pionier des österreichischen Expressionismus Richard Gerstl in seinem letzten Lebensjahr 1908. Die farbige Kreidelithografie Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler von Oskar Kokoschka entstand 1923. Das Motiv verwendete Kokoschka für das Plakat der Ausstellung im Kunstsalon Wolfsberg in Zürich.
Der Nötscher Kreis: Kolig, Mahringer
Von Anton Kolig sind das Aquarell Märchen (um 1926) und zwei Männerakte Teil der Donation. Wie Kolig zählte auch Anton Mahringer zur Kärntner Künstlergruppierung des Nötscher Kreises. Von ihm stammt ein Selbstporträt (1952) sowie die Blaue Landschaft aus dem Jahr 1961.
Landschaften des Stimmungsimpressionismus: Blau-Lang, Wisinger-Florian, Pettenkofen, Hörmann, Schindler
Das früheste Gemälde der Schenkung ist der Platz in Szolnok von Tina Blau-Lang (1874): Bereits um 1850 hatte August von Pettenkofen die Szolnoker Malerschule begründet, eine Malerkolonie, der auch Theodor von Hörmann und später Tina Blau angehörten. Dank der dortigen besonderen Lichtverhältnisse entstanden wegweisende Darstellungen, welche die österreichische Landschaftsmalerei nachhaltig beeinflussten. Hörmann malte 1874 in Niederösterreich die Mühle in Erla. Das Gemälde An der Zuidersee von Emil Jakob Schindler, 1875 in den Niederlanden entstanden, zeigt den Blick über eine Nordseebucht. Pettenkofen schuf 1885 im Zuge einer seiner Italienaufenthalte die Ansicht Klostergarten in Assisi. Alfred Zoff, der für seine Küstenlandschaften und Seestücke bekannt ist, malte 1905 Ankernde Segelschiffe vor Chioggia. Neben einem Motiv aus Schwabing (1884) von Blau-Lang, sind auch zwei Landschaften von Olga Wisinger-Florian Teil des Konvoluts, darunter die Pappelallee von 1899.
Stillleben von Faistauer, Boeckl, Pauser, Lerch u.a.
Einen weiteren Schwerpunkt der Schenkung bildet die Gruppe der Stillleben, wie etwa von Anton Faistauer das Stillleben mit Äpfeln (1915) oder ein Stillleben mit Früchten und Messer (1927) von Herbert Boeckl. 1932 entstanden die Blumen in einem weißen Krug von Sergius Pauser. Franz Lerch schuf sein Stillleben mit Früchten 1944 im amerikanischen Exil.
Koller-Pinell: Verstärkung dieser wichtigen malerischen Position im Leopold Museum
Werke von Broncia Koller-Pinell, einer Schlüsselfigur im Netzwerk der Wiener Moderne, wurde in den letzten Jahren im Rahmen von Sonderausstellungen im Leopold Museum oder in der permanenten Präsentation Wien 1900. Aufbruch in die Moderne besondere Aufmerksamkeit zuteil. Durch die aktuelle Schenkung zweier Gemälde – Koller-Pinells Stillleben mit Orangen, Blumenvase und Statuette (1890) und ein Porträt ihrer Tochter Silvia aus dem Jahr 1910 – erfährt diese bedeutende Künstlerin eine weitere Betonung im Leopold Museum.
Die in der Schenkung vertretenen Künstler*innen: August von Pettenkofen (1822–1889), Theodor von Hörmann (1840–1895), Emil Jakob Schindler (1842–1892), Olga Wisinger-Florian (1844–1926), Tina Blau-Lang (1845– 1916), Alfred Zoff (1852–1927), Broncia Koller-Pinell (1863–1934), Richard Gerstl (1883–1908), Hans Böhler (1884–1961), Felix Albrecht Harta (1884–1967), Alfred Wickenburg (1885–1978), Oskar Kokoschka (1886–1980), Anton Kolig (1886–1950), Anton Faistauer (1887–1930), Egon Schiele (1890–1918), Viktor Tischler (1890–1951), Aloys Wach (1892–1940), Herbert Boeckl (1894–1966), Franz Lerch (1895–1977), Sergius Pauser (1896–1970), Wilhelm Nicolaus Prachensky (1898–1956), Gerhart Frankl (1901–1965), Anton Mahringer (1902–1974), Hans Fronius (1903–1988).
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